Der Klimawandel ist eine stetig wachsende Beeinträchtigung unseres Alltags und wirkt sich intensiv auf das Mikroklima in Siedlungsgebieten aus. So erreichen die Temperaturen in der Stadt immer höhere Niveaus und es kommt vermehrt zu langen Trockenphasen, gleichzeitig aber auch zu Starkregenereignissen.
In der heutigen Zeit wird immer mehr Fläche versiegelt und es existiert immer weniger Freiflächen für eine artenreiche Fauna und Flora. Ob nun neue Gewerbegebiete, Verkehrsinfrastruktur oder Wohnflächen geschaffen werden, die zunehmende Versiegelung spielt sich auf vielen Ebenen ab und führt auf unterschiedliche Weise zum Verlust von wertvollen Böden, Grundwasser und Biodiversität.
Zusätzlich wirken sich die negativen Aspekte von Versiegelung gerade in urbanen Gebieten am stärksten aus. Denn versiegelte Flächen führen in der Regel zu einer Überhitzung in den warmen Sommermonaten, was für Menschen zu dramatischen gesundheitlichen Konsequenzen führen kann. Zudem werden bei Starkregenereignissen die oberflächig abfließenden Wassermassen schwer kontrollierbar, wenn es keine Flächen für Versickerung mehr gibt. Das führt zu einer Überlastung der Abflusssysteme und dadurch zur Überflutung von Straßen, Garagen und Gebäudekellern.
Es kann aber jede/r etwas gegen diese negativen Einflüsse unternehmen, sogar von Zuhause aus.
Die Verwaltung lädt Sie herzlichst dazu ein, an der Verbesserung des Niederkasseler Mikroklimas und der Grundwasserversorgung/-neubildung mitzuwirken.
Wie? – Das wird auf den folgenden Verlinkungen und in den Broschüren dargestellt.
Durch die Versiegelung ist in erster Linie der Lebensraum „Boden“ betroffen, ein immens wertvolles Gut, dass nicht so einfach wiederherstellbar ist und unser Leben in vielerlei Hinsicht beeinflusst.
So ist der Wasserhaushalt stark vom Boden und seinen systemischen Leistungen abhängig. Grundwasserneubildung, Regenwasserabfluss, Ernährung und Kühlung des Mikroklimas sind hierbei die entscheidendsten Punkte.
Aber auch die Biologische Vielfalt ist hier stark gefährdet, wenn mehr und mehr Böden versiegelt werden. Laut Umweltbundesamt (UBA) können in einem Teelöffel Boden rund eine Million Bakterien, 120 Tausend Pilze und 25 Tausend Algen gefunden werden (www.umweltbundesamt.de; 2024).
Die Biodiversität ist das vermutlich wichtigste Gut unseres Planeten, denn sie umfasst sowohl die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und Ökosystemen als auch die genetische Vielfalt.
Biodiversität ist für das menschliche Leben auf der Erde unverzichtbar, da sie uns mit Nahrung und Trinkwasser versorgt. Sie liefert auch die Grundlagen für viele Nutzgüter und Arzneien, schützt uns vor Extremwettern, wie Überschwemmungen und Stürmen und hilft das Klima zu regulieren.
Dabei können gerade kleine Flächen eine große Auswirkung auf die lokale Biodiversität haben und den Artenreichtum von Fauna und Flora fördern. Eine artenreiche Gestaltung der Kleinflächen, wie Straßenbegleitgrün, Grünanlagen und Gärten bieten der Biodiversität wichtige Potentiale. Gerade in Siedlungsräumen sind diese Flächen noch einmal wichtiger, da auf diese Weise eine Vernetzung von Kleinbiotopen möglich, eine Verbesserung der Lebensqualität erreicht, sowie zusätzliche Nahrungsquellen für Wildbienen und andere Insekten geschaffen werden.
Die Stadtverwaltung Niederkassel hat entschlossen das Themen Versiegelung und Biodiversität durch konkrete Maßnahmen anzugehen. So sollen die Lebensqualität und das Stadtklima nach und nach verbessert werden. Hierfür werden:
- neue artenreiche Blühflächen auf abgebauten Spielplätzen, Brachflächen und weiteren ungenutzten Freiflächen angelegt.
- Pflegemaßnahmen für Grünflächen umgestellt, damit mehr Artenreichtum erreicht werden kann.
- Straßenbegleitgrün extensiver gepflegt, ohne die Verkehrssicherheit zu beeinträchtigen.
- außerorts weitere Blühflächen geschaffen und extensiv gepflegt.
Es wird stets darauf geachtet, dass regional angepasste Arten gefördert und ausgesät werden, denn nur standortgerechte Pflanzenarten helfen den lokalen Wildbienen- und Insektenarten. Zudem soll durch eine Auswahl mehrjähriger Pflanzen der Pflegeaufwand reduziert werden, damit auch die Kosten nicht den Rahmen übersteigen. Dies wird durch die richtige Auswahl von Saatgut und Zusammenstellung der Pflanzen erreicht, damit möglichst ganzjährig schön bunte Blühaspekte bestehen und sich die Pflanzen eigenständig verbreiten und auf den Flächen erhalten.
Es gilt ein Begrünungsgebot
Die NRW-Landesbauordnung schreibt in Paragraf 8 vor, dass nicht überbaute Flächen bebauter Grundstücke, sofern sie nicht anderweitig (etwa für die Zuwegung) benötigt werden, „wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und zu begrünen oder bepflanzen“ sind. Ergänzt wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2024 der Satz: „Schotterungen zur Gestaltung von Grünflächen sowie Kunstrasen stellen keine andere zulässige Verwendung nach Satz 1 dar.“
Grundsätzlich sind Kommunen beziehungsweise Landkreise verpflichtet, Verstöße gegen die Bauordnung zu verfolgen. Wie die Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises anmerkt, sei dies im Fall des Begrünungsgebotes unabhängig davon möglich, ob ein Bebauungsplan für den Bereich existiert beziehungsweise ob dieser Bestimmungen dazu enthält. Das bedeutet
allerdings nicht, dass Verwaltungen aktiv und flächendeckend nach Verstößen suchen müssen.
In der Rechtsprechung gilt derzeit ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Niedersachsen aus dem Januar 2023 als einflussreich. Das nicht anfechtbare Urteil gibt der Kreisstadt Diepholz Recht, die einen Eigentümer per baurechtlicher Verfügung zum Rückbau seines Schottergartens mit vereinzelten Pflanzen aufgefordert hatte. lex
Weitere Informationen
- Verband GaLaBau NRW
- NABU-Ortsgruppe Niederkassel
- NABU Schottergarten, Kiesgarten und Steingarten
- NABU Der Schottergarten
- Projekt Tausend Gärten Tausend Arten - Veranstaltungen
- NABU - Alternativen zu Schottergärten
- Broschüre – Grüne Gartenvielfalt
- Flyer – Bunte Gärten statt grauem Schotter
- Flyer – Grün statt Grau