Die Burg in Lülsdorf war im 13. und 14. Jahrhundert Sitz der Herren von Lülsdorf, den Vögten über die hiesigen Besitzungen des Kölner Domstifts. Nachdem die Burg 1380 in den Besitz des bergischen Herzogs gelangte, diente sie als Verwaltungssitz des Amtes Lülsdorf. Dieses Amt umfasste zunächst das Lülsdorfer Kirchspiel mit Ranzel und Weiler und bekam um die Mitte des 15. Jahrhunderts die Kirchspiele Bergheim und Mondorf hinzu sowie das Kirchspiel Volberg (Rösrath) aus dem Amt Porz. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde als eine Art Verwaltungsvereinfachung das Amt Löwenburg mit Lülsdorf unter einen gemeinsamen Amtmann gestellt, der seinen Wohnsitz weiterhin auf der Burg bzw. dem Schloss in Lülsdorf hatte.
In der Zeit zwischen 1583 und dem Ende des 30-jährigen Krieges war das Gebiet der unteren Sieg immer wieder Kriegsschauplatz und außer der Burg wurden auch die Dörfer wiederholt belagert, ausgeplündert und gebrandschatzt. In den Jahren 1642 bis 1645 ließ Peter Melander von Holzapfel das Schloss herrichten und erweitern. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1688-1697 wurden die Schlossbauten weiter verstärkt, aber nur wenige Jahre später, im Spanischen Erbfolgekrieg, haben es durchziehenden Truppen im Oktober 1702 fast vollständig zerstört. Die Reste wurden als Steinbruch genutzt und blieben Ruine bis zur Neuerrichtung der Burg als Wohnburg im Jahre 1949 durch private Besitzer.
Zum Weiterlesen: Niederkasseler Hefte 5 (1997) in dem Aufsatz von Karlheinz Ossendorf: Kriegsgreuel und Tapetenschau. Zerstörung und Aufbau – zwei Ereignisse rücken die Burg Lülsdorf ins internationale Blickfeld, S. 85-96 (erhältlich im Rathaus Niederkassel, Ratsbüro Zimmer 025 – 02208/9466108). Außerdem ausführlich zur Geschichte der Burg, des Ortes und des Amtes Lülsdorf: Heinrich Olligs (Hg.) Lülsdorf am Rhein. Burg, Dorf und Landschaft, Köln 1952 (das Buch ist vergriffen, aber im Stadtarchiv Niederkassel einzusehen).
Die katholische Kirche St. Jakobus wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus baulichen und räumlichen Bedürfnissen der Gemeinde anstelle der alten Kirche errichtet, deren Turm heute noch am ursprünglichen Ort südwestlich der heutigen Pfarrkirche steht. Der Kirchenneubau war 1880 fertiggestellt, infolge des Kulturkampfes und der Tatsache, dass der Kölner Erzbischof des Landes verwiesen worden war, konnte die Kirche jedoch erst 1889 konsekriert werden. Der hochragende neugotische Bau soll mit zwei Millionen vor Ort gebrannten Ziegelsteinen errichtet worden sein. Er musste nach dem letzten Weltkrieg grundlegend renoviert werden.
Zum Weiterlesen: Jakob Torsy: Die Pfarrei Lülsdorf, in Lülsdorf am Rhein. Burg, Dorf und Landschaft, hg. von Heinrich Olligs, Köln 1952, Spalte 391-474 (das Buch ist vergriffen, aber im Stadtarchiv Niederkassel einzusehen). Baugeschichte und Baubeschreibung ausführlich bei Jörg Schulze: Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts im alten Siegkreis (Arbeitsheft 21 des Landeskonservators Rheinland), Köln 1977, S. 261-272. Marianne Over: Die St Jakobus-Kirche zu Lülsdorf. Eine Studie zu den Patrozinien Jakobus der Ältere, Martinus und Pankratius, in: Niederkasseler Hefte 10 (2022), S. 122-140, (erhältlich im Rathaus Niederkassel, Ratsbüro Zimmer 025 – 02208/9466108).
Von der früheren St. Jakobus Kirche wurden nach dem Neubau 1880 nur Hauptschiff, Chor und Seitenschiff abgerissen, der in Teilen aus dem 11.-12. Jahrhundert stammende „Alte Turm“ blieb erhalten. Die als Nebenpatrozinien überlieferten früheren Kirchenpatrone St. Martin und St. Pankratius der Lülsdorfer Pfarrkirche lassen Vorgängerbauten seit dem frühen Mittelalter vermuten. Nach einem Brand in der Silvesternacht 1978 musste der „Alte Turm“ umfassend renoviert werden. Er dient heute als Stadtgalerie regelmäßigen Kunstausstellung, die die Stadtverwaltung Niederkassel in Kooperation mit dem Kunstverein für den Rhein-Sieg-Kreis veranstaltet.
Zum Weiterlesen: Niederkasseler Hefte 4 (1994), in dem Beitrag von Georg Schwartmanns: Der Brand im alten Turm in Lülsdorf, S. 66-68 (erhältlich im Rathaus Niederkassel, Ratsbüro Zimmer 025 – 02208/9466108). Vgl. auch Literaturangaben zu „St. Jakobus“.
Die heutige Rochuskapelle blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Errichtet wurde die ursprüngliche Jesu-Kapelle auf der Burgbitze im Jahre 1700 durch den Lülsdorfer Amtsverwalter Wernelli und seine Frau von Clymondt als Besitzer des Burghofes. Zur Instandhaltung dieser, kurze Zeit später dem hl. Rochus umgewidmeten Kapelle wurden die Nachfolger verpflichtet. Erst mit dem mehrfachen Besitzwechsel ab Beginn des 19. Jahrhunderts geriet die Kapelle zunehmend in Verwahrlosung, trotz einer Renovierung im Jahre 1852. Die Pfarrgemeinde Lülsdorf erwarb sie 1914 und richtete sie wieder her. In den 20er Jahren wurde sie zu einer Kriegergedächtnisstätte ausgebaut. Diese Anbauten sind inzwischen wieder beseitigt worden, ebenso wie zwei alte flankierende Bäume, deren herabfallendes morsches Astwerk das Dach der Kapelle schädigte. Nach mehrfachen Anhebungen der Berliner Straße war die Kapelle erheblich unter das Straßenniveau „gesunken“. Nachdem sich die Lülsdorfer Bevölkerung für eine Änderung dieses Zustandes eingesetzt hatte wurde die Kapelle in mit Hilfe von Luftkissen 1978 auf das Niveau der Straße – insgesamt um 70 cm – angehoben. Nach weiteren Renovierungsarbeiten mit neuem Innenanstrich und Fußbodenbelag, Bleiverglasung eines Fensters und neuer Ausstattung des Innenraums – einer großzügigen Initiative der Besitzer der Lülsdorfer Burg – konnte sie im August 1984 feierlich wiedereröffnet werden.
Der bereits 1976 gegründete Verein der Türkischen Islamischen Gemeinde zu Niederkassel erbaute die Moschee. Sie wurde 1996 fertiggestellt und verfügt über eine große und vier kleine Kuppeln und ein 18 Meter hohes Minarett. Im Inneren ist sie mit orientalischen Fliesen, Inschriften und Kalligrafien, Kronleuchtern und besonderen Gebetsteppichen ausgestattet.
Gegenüber dem Alten Turm befindet sich die sogenannte „Uraltschule“ Lülsdorfs. Hier wurde 1828, vermutlich an die Stelle einer älteren Fachwerkschule, ein Schulgebäude aus Stein errichtet, das über zwei Klassenräume im Erdgeschoss und eine Lehrerdienstwohnung im Dachgeschoss verfügte. Es diente bis zum Bau einer größeren Schule zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Rheinstraße als Schulhaus und danach bis in die 1980er Jahre als Wohnhaus. Nach grundlegender Sanierung in den Jahren 1999 und 2000 ist das Haus heute für die öffentliche Nutzung zugänglich und beherbergt seit 2003 die Bücherei Lülsdorf.
Zum Weiterlesen: Niederkasseler Hefte 6 (2000), in dem Aufsatz von Josef Schnabel: Uraltschule Lülsdorf. Dokumentation, S. 14-18 (erhältlich im Rathaus Niederkassel, Ratsbüro Zimmer 025 – 02208/9466108).
Das Werk Lülsdorf der Evonik Industries geht zurück auf eine Gründung der Deutschen Wildermann Werke Chemische Fabriken GmbH mit Sitz in Mülheim a.d. Ruhr. Seit 1912 erzeugten die Wildermann Werke in Lülsdorf Kalilauge und Chlor. 1913 wurde in Ranzel eine Wohnkolonie für die Werksangehörigen gebaut. Das Werk wurde 1921 der Koholyt AG von Hugo Stinnes angegliedert und weiter ausgebaut mit einer Pottasche-Anlage, einer Anlage für Bohnerwachs und der Korund-Produktion. 1930 übernahm die Feldmühle, Papier- und Zellstoffe Werke AG, Stettin, die Lülsdorfer Niederlassung. Nach Betriebsstilllegung Anfang 1945 durch Zerstörungen konnte die Produktion im Juli 1945 wieder aufgenommen werden. Das Werk Lülsdorf wurde in den folgenden fünf Jahrzehnten mehrfach übernommen und umorganisiert: 1962 von der Dynamit Nobel AG Troisdorf übernommen; 1988 umbenannt in Hüls Troisdorf AG nach Übernahme der Kunststoff- und Chemieaktivitäten der Dynamit Nobel AG durch die Hüls AG, Marl; 1989 integriert in die Hüls AG, 1993 wurde dem Werk Lülsdorf das Werk Troisdorf eingegliedert, 1998 nach Umorganisation der Hüls AG wurde Lülsdorf in die neue Creanova GmbH übernommen, 1999 in die neu zusammengeführte Degussa-Hüls AG. Die Degussa-Hüls AG und die SKW Trostberg verschmolzen 2001 zur Degussa AG; seit September 2007 gehört diese zu den Evonik Industries. Das Werk Lülsdorf produziert eine breite Palette Produkte aus dem Bereich der Feinchemie, außerdem Alkoholate und Dimethylterephthalat, einen Rohstoff für Polyesterprodukte.
Zum Weiterlesen: Niederkasseler Hefte 7 (2004) in dem Aufsatz von Paul Bonsels: 90 Jahre Werk Lülsdorf der Degussa AG 1913 – 2003, S. 48 – 103 (erhältlich im Rathaus Niederkassel, Ratsbüro Zimmer 025 – 02208/9466108). Weitere Abbildungen in „Lülsdorf-Ranzel-Weilerhöfe in Bildern von früher und heute“, hg. vom Bürgerverein für Lülsdorf und Ranzel e.V., Lülsdorf 1995, S. 118-125.
In den Jahren 1966 bis 1971 wurde auf dem Grundstück an der heutigen Kopernikusstraße zunächst die Hauptschule Lülsdorf in drei Bauabschnitten errichtet. Ursprünglich war sie als evangelische Schule geplant und genutzt worden. In den Jahren 1975 bis 1981 folgte der Bau des 1973 gegründeten Gymnasiums. Der Schulkomplex des „Schulzentrum Nord“ wurde durch den Bau einer Dreifach-Turnhalle 1976-1980 ergänzt. Nach der Schließung der Hauptschule Rheidt 1992 erwies sich das Schulzentrum in Lülsdorf als zu klein für die zusätzlichen Schüler machte einen 1996 eingeweihten Erweiterungsbau notwendig. Das Schulzentrum besteht heute aus einer Gesamtschule und einem Gymnasium. Zur Ausstattung gehört ein Selbstlernzentrum mit Bibliothek, Fach- und Werkräumen sowie eine Großsporthalle, Sportplätze und ein Spielehaus.
Zum Weiterlesen: Niederkasseler Hefte 6 (2000) in dem Beitrag von Karl Joseph Arnold: Die Gründung des Niederkasseler Gymnasiums und ihre Vorgeschichte, S. 19-26. Walter Esser: Gemeinschaftshauptschule Lülsdorf 1968-2020, in: Niederkasseler Hefte 10 (2022) , S. 5-18. (erhältlich im Rathaus Niederkassel, Ratsbüro Zimmer 025 – 02208/9466108).
Das Gebäude einer alten Lülsdorfer Schmiedewerkstatt beherbergt seit 2010 ein Schmiedemuseum mit Exponaten aus der Zeit zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert. Die Interessengemeinschaft „Schmiedemuseum Alte Schmiede“ organisiert Besichtigungen und Veranstaltungen, wie offenes Schmieden und Tage der offenen Tür.
Das 1969 errichtete und mehrmals neu gestaltete und behindertengerecht ausgestattete Helmut-Loos-Bad Lülsdorf bietet ein 25x10m-Schwimmbecken, 1-m-Sprungbrett, 3-m-Sprunganlage, Massage- und Luftsprudeldüsen und Schwallwasserdusche. Der Kleinkinder-Erlebnisbereich verfügt über Planschbecken, Rutsche und Spielgeräte.