Niederkassel

Der romanische Turm der heutigen katholischen Kirche St. Matthäus ist der erhalten gebliebene Teil des Vorgängerbaus aus der Zeit des 12. Jahrhunderts. An den mächtigen fünfgeschossigen Westturm, der durch seine Abtreppung zur Rheinseite wie ein Wehrturm erscheint, schloss sich damals ein kleiner einschiffiger Saalbau mit Chorapsis an, in derselben Breite wie der Kirchturm und von nur zehn Metern Länge. Später wurde ein größerer Chorbau angefügt und 1719 an der Nordseite ein Seitenschiff mit Sakristei und Eingangsvorhalle. Nach einer Reihe von Reparaturen entschloss man sich Ende des 19. Jahrhunderts, hauptsächlich aus Platzgründen, zum Abriss des Langhauses und errichtete 1893/94 die heutige Kirche. Ihr „Übergangsstil“ vermischt romanische und gotische Formen.

Zum Weiterlesen: Niederkasseler Hefte 2 (1987) in dem Beitrag von Stephan Müller: Zur Baugeschichte der Pfarrkirche St. Matthäus in Niederkassel. Die alte Kirche, S. 43-54 (erhältlich im Rathaus Niederkassel, Ratsbüro Zimmer 025, 02208 / 9466108). –
Niederkassel 1894-1994. 100 Jahre Neubau der Pfarrkirche St. Matthäus. Hg. von der Katholische Pfarrgemeinde Niederkassel 1994.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt die ursprünglich katholische Gemeinde Niederkassel so viel Zustrom durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene, dass sich die Zahl der evangelischen Bürger stark erhöhte. Nachdem zunächst im Kasino der Feldmühle in Lülsdorf, später in einer Werkhalle in Rheidt evangelischer Gottesdienst gefeiert wurde, konnte schon 1952 ein Grundstück in Niederkassel an der Spicher Straße erworben werden. Kirche und Pfarrhaus wurden 1955 eingeweiht, 1957 erfolgte die Ausgliederung der evangelischen Kirchengemeinde Niederkassel aus dem Verband mit der Troisdorfer Kirchengemeinde und nach einer Kirchenerweiterung 1959 bis 1961 wurde 1963 der Kirchturm der Auferstehungskirche auf dem Vorplatz errichtet.

Das heutige Alten- und Pflegeheim Haus Elisabeth geht zurück auf eine Schenkung des aus Niederkassel stammenden Kölner Pfarrers Wilhelm Baursch. Er vermachte 1907 sein elterliches Haus der Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern von der hl. Elisabeth in Essen mit der Auflage, hier ein Heim für alte und kranke Menschen einzurichten sowie eine „Kinderverwahrschule“ zur Entlastung der in der Garten- und Landwirtschaft tätigen Mütter. Durch Erweiterungs- und Neubauten entstand aus dem anfänglich kleinen Stift nach und nach ein Altersheim und Erholungshaus mit Kindergarten, Klinik bzw. Krankenpflege und einem 1921 errichteten Exerzitienhaus. Während des Krieges waren einige Räume beschlagnahmt und in den letzten Monaten ein militärischer Beobachtungsstand auf dem Dach an Stelle des Kapellentürmchens errichtet worden. Ein größerer neuer Komplex entstand 1983/84 nach dem Abriss des Uraltbaus. Das Hauptgebäude wurde renoviert und erhielt nun auch den Kapellenturm zurück. Heute ist das Haus Elisabeth eine Einrichtung des Caritasverbandes für den Rhein-Sieg-Kreis.

Die Stadtteile Lülsdorf mit Ranzel, Mondorf, Niederkassel, Rheidt, Stockem und Uckendorf waren bis zur kommunalen Neugliederung 1969 eigenständige Gemeinden, deren Verwaltung durch die sogenannte „Amtsbürgermeisterei Niederkassel“ gemeinsam erledigt wurde. Bis zum Bau des ersten Bürgermeisteramtes 1910 in Niederkassel in der heutigen Rathausstraße wurden die Amtsgeschäfte in den Wohnhäusern der jeweiligen Bürgermeister geführt. Seit der Einführung der Gemeindeordnung zu Beginn des 19. Jahrhundert wechselte daher der Standort der Amtsstube zwischen Uckendorf, Lülsdorf, Stockem und Rheidt.
Das heutige Rathausgebäude wurde 1961 in einem ersten Bauabschnitt neben dem alten Rathaus begonnen und nach dessen Abriss an dieser Stelle ein zweiter Abschnitt errichtet. 1972 wurden ehemalige Feldhausklassen der Lülsdorfer Grundschule hinter dem Rathaus aufgebaut und zu Büroräumen umgebaut. Als wenige Jahre später auch diese Räume nicht mehr ausreichten erhielt der Nordflügel 1978/79 ein drittes Obergeschoss. Später erstreckte sich die Verwaltung der Stadt Niederkassel auf weitere angemietete Gebäude – bis 2012 das Rathaus durch einen Erweiterungsbau seine heutige Größe erhielt.

Zum Weiterlesen: Heinrich Brodeßer: Heimatbuch Rhein-Sieg, Troisdorf: Raiffeisenbank „Untere Sieg“ 1985, S. 81-82: Das Rathaus. – Niederkasseler Hefte 4 (1994) in dem Beitrag von Karl Josef Arnold: Vor 25 Jahren: Die Gemeinde Niederkassel entsteht, S. 79-90 (erhältlich im Rathaus Niederkassel, Ratsbüro Zimmer 025, 02208 / 9466108).